Ein Leben für Badminton – Nachruf auf Mike Keller

Am 20. August dieses Jahres ist Mike nach langer schwerer Krankheit im 75. Lebensjahr verstorben. Geboren am 11. Dezember 1948, trat er mit 24 Jahren -am 1. September 1972- dem ETSV Altona (heute SVE Eidelstedt) bei und war 51 Jahre lang im Verein aktiv. Drei Badminton-Generationen hat er als Mensch, Mannschaftsspieler und Trainer geprägt. Überdies führte er den Verein mit großem Engagement überregional in die damalige Elbe-Weser-Liga.

Mike hatte sein Leben ganz dem Badminton verschrieben, stets auf der Suche, das Niveau auf Vereins- und Verbandsebene zu heben. Er suchte und fand. So übernahm er zeitweilig die HBV-Geschäftsstellenleitung und fand in Klaus Rosenkranz einen kongenialen Partner als Sportwart.

Um badmintontechnisch immer auf dem neuesten Stand zu sein, investierte er in Trainerfortbildungen, machte seinen B-Trainer-Schein und nahm gemeinsam mit Eike Boldt an A-Trainer-Lehrgängen teil.

Sein Blick richtete sich auch auf das internationale Badminton-Geschehen. So animierte er uns, zu Weltmeisterschaften mitzufahren, u.a. 1983 nach Kopenhagen, 1993 nach Birmingham und 1995 nach Lausanne. Und natürlich regelmäßig zu den Danish Open „vor der Haustür“, sodass ihm die gesamte Weltspitze vertraut war.

Anfang der 1990er Jahre gelang ihm als Trainer beim VFL93 der große Coup, Hamburg in die 1.Bundesliga zu führen mit Spielern wie Bruno Rduch und Dharma Gunawi.

Der zweite Coup gelang ihm, als er über seine indonesischen Verbindungen in Hamburg und die Vermittlung von Benny Indra zwei Weltklassespieler nach Hamburg holen konnte: Fung Permadi, den späteren Vizeweltmeister von Kopenhagen 1999, und Indra Wijaya. Fung, der gerade aus der indonesischen Thomascup- und WM-Mannschaft herausgefallen war, nahm sich eine Auszeit in Deutschland, und alle beide traten dem ETSV mit Spielerpass vom 31.8.94 bei und spielten eine Saison für uns in der Landesliga. Es gab einen Aufschrei in der Hamburger Badminton-Szene! Die Vereinsjugend war elektrisiert, wenn Fung im Training gegen vier Spieler gleichzeitig antrat. Wir hatten Zulauf und die Jugend war motiviert wie nie zuvor. Auch den Abstieg später in die zweite Bundesliga und den erneuten Aufstieg 2004 mit Jacek Hankiewicz als Spielertrainer hat Mike stets mit seinem Knowhow begleitet.

Für sein exzessives Engagement zahlte er gesundheitlich einen hohen Preis und musste sich nach und nach vom Badminton zurückziehen. Aber bis zum Schluss – als er schon von der Krankheit schwer gezeichnet war – lag ihm die Badminton-Jugend des SVE am Herzen, und er übernahm immer noch freitags das Jugendtraining am Rispenweg.

Vom SV Eidelstedt erhielt er für seine herausragenden Leistungen nach 25 Jahren die Silberne und nach 40 Jahren die Goldene Ehrennadel. Außerdem wurde ihm am 17.9.2022 die Ehrenmitgliedschaft des SVE Eidelstedt verliehen.

Für diejenigen von uns, die Mike über Jahrzehnte gekannt und begleitet haben, wird er als Urgestein und „Mutter Courage“ der Hamburger Badminton-Szene in die Annalen eingehen.

Uli von Randow
SV Eidelstedt