Leona Michalski: Für mich war der Schritt, nach Hamburg an den Bundesstützpunkt zu wechseln, absolut der richtige

Foto: privat
Leona Michalski zusammen mit der ehemaligen Eliteschülerin des Sports am Alten Teichweg und aktuellen Nationalspielerin Isabel Herttrich

Vor kurzem hat Leona ihr Abitur bestanden, nun folgt der nächste Schritt. Nach fünf Jahren an der Eliteschule des Sports und am Bundesstützpunkt in Hamburg wechselt Leona im Sommer an den Bundesstützpunkt nach Saarbrücken. Dort wird sie mit den besten Doppel- und Mixedspieler*innen Deutschlands trainieren.

Wir wünschen Leona alles Gute für ihre weitere Badminton-Karriere und ihren neuen Lebensabschnitt.


Bundesstützpunkleiter Ben Caldwell hat kurz vor ihrem Umzug nach Saarbrücken mit Leona ein Interview geführt:

Du kommst aus dem Ruhrgebiet, genauer aus Gelsenkirchen. Wie hast Du von der Elite-Schule des Sports in Hamburg erfahren und wann hast Du angefangen, hier am Stützpunkt zu trainieren?
Leona: Da ich meine sportliche Entwicklung im Badminton weiter vorantreiben wollte und auch mehr trainieren wollte, habe ich mich irgendwann mit der Möglichkeit eines Umzuges in ein Sportinternat befasst. Für mich kam nur das Internat in Mülheim (den Stützpunkt kannte ich schon vom Training) und auch das OSP-Sportinternat in Hamburg in Frage. Den Standort Hamburg hatte ich schon von einigen DBV-Jugend-Lehrgängen kennengelernt, dort hatten mir auch einige Trainingskollegen viel Positives davon berichtet.
Da ich in Gelsenkirchen auf eine Gesamtschule (G9) gegangen bin und der Stützpunkt in Mülheim mit einem G8-Gymnasium kooperierte, habe ich mich nach einer Probewoche Anfang 2016 für die Eliteschule des Sports und das OSP-Sportinternat in Hamburg entschieden. Nachdem die Schule, der Bundesstützpunkt und auch das Internat mir grünes Licht gegeben haben, bin ich dann im Sommer 2016 nach Hamburg ins Internat gezogen. Insgesamt habe ich jetzt 5 Jahre hier am Landesleistungszentrum (LLZ)/Bundesstützpunkt trainiert.

War es für Dich eine große Umstellung direkt ins Internat zu ziehen? Wie war die schulische Umstellung?
Leona: Natürlich ist es erstmal eine große Umstellung, wenn man mit 14 Jahren Zuhause auszieht. Aber die Betreuer im Internat, die Trainer und auch meine Eltern haben mich immer unterstützt. Bei Problemen war ich nie alleine. Und da ich schon immer ganz gut organisiert und strukturiert war, klappte auch alles wirklich gut. Dass man sich um seine Wäsche selber kümmern muss oder auch selber dafür sorgen muss, dass man ein Ersatz-Duschgel im Schrank hat, sind halt Erfahrungen, die man machen muss 😉.
Schulisch lief es auch gut, auch wenn das Schulsystem sich anfänglich schon sehr von dem in NRW unterschieden hat. Die Eliteschule des Sports hat für mich auch mein letztes Jahr Latein organisiert, obwohl an der Schule eigentlich gar kein Latein angeboten wird. Das war klasse. Außerdem sind die Klassen relativ klein, das habe ich sehr genossen. In der Oberstufe waren wir jetzt weniger als 20 Personen und immer noch im Klassenverband. Das fand ich persönlich jetzt sehr vorteilhaft.

Hast Du es je bereut in so jungen Jahren ins Internat so weit weg von zu Hause zu ziehen?
Leona: Grundsätzlich nicht. Natürlich gab es Momente, wo ich ein bisschen Heimweh hatte, aber diese waren aber immer nur kurz und in Ausnahmesituationen. Beispielsweise als ich mal krank wurde. Natürlich haben sich die Betreuer rührend gekümmert, aber so richtig kann das halt nur meine Mami.

Wie hast Du es geschafft, trotz der vielen Turnierreisen, z.B. zu Europameisterschaften oder sonstigen internationalen Turnieren, die Schule zu meistern? Du warst ja schon sehr oft nicht vor Ort in der Schule.
Leona: Die Eliteschule des Sports mit dem Konzept der Sportler-Klassen ist ja genau auf solche Situationen abgestimmt. Grundsätzlich hat man das Lernmaterial bzw. die Aufgaben mitbekommen, die man fristgerecht abzugeben hatte. Was im Unterricht besprochen wurde, hat man sich von den Mitschülern oder den Lehrern besorgt und es nachgelesen. Mir ist diese Organisation nicht schwergefallen und ich habe mich in freien Zeitfenstern auf Turnieren auch um die schulischen Belange gekümmert.
In der Oberstufe haben wir auch über die Schule ein I-Pad zu Lernzwecken zur Verfügung gestellt bekommen. Glücklich war auch, dass mein Jahrgang der erste Jahrgang war, der das sog. „Strecker-Abitur“ machen konnte. Durch diese Möglichkeit wurde es noch einfacher, Schule und Leistungssport miteinander zu vereinbaren. Im „Kadersportprofil“ wird die Oberstufe (Klasse 12 + 13) von zwei auf drei Jahre gestreckt (sechs Semester mit je 22-24 Wochenstunden, statt vier Semester mit je 34 Wochenstunden). Dadurch hatten wir mehr Zeit zum Trainieren und Regenerieren. Auch wurden Klausuren verschoben bzw. konnten problemlos nachgeschrieben werden. Wir haben auch schon Klausuren unter Aufsicht des Bundestrainers in Kanada geschrieben. Auch hier findet ein regelmäßiger Austausch zwischen Schule und den Trainern statt.

Welche Unterstützung hast Du vom OSP bekommen?
Leona: Ein wichtiger Punkt ist die direkte Anbindung an das OSP. Je nach Kaderzugehörigkeit hat man hier die Möglichkeit, wöchentlich Physiotherapie in Anspruch zu nehmen. Bei Verletzungen wird zusammen mit dem OSP und den Trainern ein Trainingsplan zur Wiedereingliederung entwickelt. Kraftpläne werden grundsätzlich immer in Abstimmung mit dem OSP auf Grundlage eines regelmäßigen Krafttests mit Seca-Messung erarbeitet und auch entsprechend angepasst. Ich persönlich habe über den OSP auch in den letzten zwei Jahren eine regelmäßige Ernährungsberatung in Anspruch genommen, die auch dazu geführt hat, dass ich mich stark weiterentwickelt habe. Meine Lebensweise hat sich dadurch sehr geändert und durch den Gewichtsverlust bin ich auch viel schneller geworden und auch der gezielte Muskelaufbau funktioniert nun.

Du hast es geschafft! Du bist in Saarbrücken aufgenommen und darfst Deinen Weg weiter zusammen mit der A-Nationalmannschaft gehen! Fühlst Du Dich gut vorbereitet diesen Weg zu gehen?
Leona: Ich freue mich sehr darauf. Durch das Training hier in Hamburg, das individuell auch auf die späteren Ziele abgestimmt wurde und auch immer wieder durch das Trainer-Team angepasst und präzisiert wurde, bin ich auch bereit für diesen Schritt.
Mehrere Probewochen, die ich in Saarbrücken absolviert habe, haben mir den dortigen Ablauf und die andere Art des Trainings gezeigt und auch als sehr gute Vorbereitung geholfen. Natürlich ist das Training bei den Erwachsenen wieder eine ganz neue Herausforderung, aber meine Grundsteine für die weitere Entwicklung sind gelegt.
Jetzt heißt es, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und weiter Spaß zu haben an meinem Sport, denn das steht für mich im Vordergrund.

Wenn Du so zurückschaust, war der Schritt nach Hamburg zu gehen für Dich richtig? Würdest Du ihn wieder gehen?
Leona: Für mich war der Schritt, nach Hamburg zu wechseln, absolut der richtige. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt. Alles hier war für mich einfach optimal. Wenn mal was nicht so klappte, konnte ich mich immer auf alle (Internatsbetreuer, Trainer, OSP oder auch sonstige Personen, mit denen ich hier zu tun hatte) verlassen. Ich wurde nicht alleine gelassen, man hat mich immer mental dort abgeholt, wo ich gerade war und ich habe immer die nötige Unterstützung bekommen. Ich kann nur jedem sagen, probiert es aus. Und ja, auch kleine Niederlagen gehören zur Entwicklung dazu und machen dich insgesamt stärker. Ich würde diesen Schritt immer wieder genauso gehen. Hier habe ich mich entwickelt, bin durch Höhen und Tiefen gegangen und bin so sehr gewachsen. Hier konnte ich meinen Traum leben!

Was hat Dir in Deiner Zeit in Hamburg am besten gefallen?
Leona: Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten…Persönlich finde ich, dass wir hier eine große „Sportlerfamilie“ sind und wir alle gemeinsame Ziele und Träume leben. Ganz egal welche Sportart man betreibt. Hamburg ist einfach mein zweites Zuhause geworden. Meine Familie auf Zeit. Das Internat mit allen Betreuerinnen und Betreuern bot mir den nötigen Rückzugsort und auch den Rückhalt und Stabilität, den man sich wünscht. Außerdem ist Hamburg eine sehr, sehr schöne Stadt mit unheimlich vielen Facetten. Es lohnt sich einfach. Ich werde immer wieder gerne nach Hamburg kommen.

Was möchtest Du jungen Spielerinnen und Spielern sagen, die gerade überlegen nach Hamburg an das LLZ zu wechseln oder auch ins Internat zu ziehen?
Leona: Informiert euch vorher gut und probiert es im Rahmen einer Probewoche aus. Und dann habt den Mut und lasst euch auf das Abenteuer ein. Ihr werdet schnell merken, dass das Internat euer „neues Zuhause“ auf Zeit wird und ihr nicht allein seid. Alle Betreuer im Internat, alle Trainer/innen und auch die Mitarbeiter/innen des HBV und OSP stehen euch bei Bedarf immer zur Seite. Das Training am LLZ/Bundesstützpunkt in Verbindung mit der Eliteschule des Sports und dem OSP ermöglichen euch, euren Weg komfortabler und Schritt für Schritt individuell zu gehen.
Vergesst aber niemals den Spaß an eurem Sport. Seid ehrgeizig und verfolgt eure Träume.